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Valentinstag-Gedichte

Einfache Worte, die von Herzen kommen, möchten wohl die meisten zum vierzehnten Februar schenken oder ihrem Geschenk beifügen. Wer es ausschweifender und poetischer wünscht, der sei zu den LiebesgedichteLiebesgedichten und Erotische GedichteErotischen Gedichten auf dieser Seite verwiesen. Indessen haben, schon bevor dieser Tag überhaupt den Liebenden gewidmet wurde, Friedrich HölderlinFriedrich Hölderlin und William ShakespeareWilliam Shakespeare passende Mottos geprägt:

Das Unverzeihliche

Wenn ihr Freunde vergesst, wenn ihr den Künstler höhnt,
Und den tieferen Geist klein und gemein versteht,
Gott vergibt es, doch stört nur
Nie den Frieden der Liebenden.

(Friedrich Hölderlin, 1770-1843)

Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht.

(William Shakespeare, 1564-1616. Aus der Tragödie "Hamlet, Prinz von Dänemark"; Übersetzung aus dem Englischen: August Wilhelm Schlegel.)

Wenn solche klassischen, poetisch-amorösen Koryphäen wie Johann Wolfgang von GoetheJohann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau und Friedrich Hebbel bereits derartig starke Worte wie die folgenden für ihre Ergriffenheit durch die Liebe zu Papier gebracht haben, dieses elementare Phänomen, den Urknall der Seele zu erklären versuchen, dann scheinen auch sie schon an den Valentinstag gedacht zu haben:

 

Woher sind wir geboren?
Aus Lieb'.
Wie wären wir verloren?
Ohn' Lieb'.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb'.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb'.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Lieb'.
Was soll uns stets vereinen?
Die Lieb'.

(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832;
aus den Briefen an Frau von Stein)

Frage nicht

Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?
Ich weiß es nicht und will nicht fragen;
Mein Herz behalte seine Kunde,
Wie tief es dein im Grunde.

O still! ich möchte sonst erschrecken,
Könnt ich die Stelle nicht entdecken,
Die unzerstört für Gott verbliebe
Beim Tode deiner Liebe.

(Nikolaus Lenau, 1802-1850)

Ich und Du

Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

(Friedrich Hebbel, 1813-1863)

Leidenschaftliches Liebesglück ohne viel Erklären und Bedenken, das wünscht man sich, will man feiern und erinnern an diesem Tag mitten im Februar. Solche Gefühle haben Frank Wedekind, Hermann Conradi und Ernst Stadler aufgegriffen und in sehr unterschiedliche Verse gekleidet:

Liebesantrag

Lass uns mit dem Feuer spielen,
Mit dem tollen Liebesfeuer;
Lass uns in den Tiefen wühlen,
Drin die grausen Ungeheuer.

Menschenherzens wilde Bestien,
Schlangen, Schakal und Hyänen,
Die den Leichnam noch beläst'gen
Mit den gier'gen Schneidezähnen.

Lass uns das Getier versammeln,
Lass es stacheln uns und hetzen.
Und die Tore fest verrammeln
Und uns königlich ergötzen.

(Frank Wedekind, 1864-1918)

Was frag' ich nach Zeit und Stunde

Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Wenn an deiner Brust ich lieg' -
Wenn ich küsse von deinem Munde
Der Liebe süßseligen Sieg!
Wenn ich küsse die weißen Brüste,
Den knospenden, schwellenden Leib -
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Bei solch holdem Zeitvertreib! ...

Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Rast' ich auf Linnen, schneeweiß,
Bei dir und trink' dir vom Munde
Der Liebe süßseligen Preis!
Da füllt mich ein großes Genügen,
Mein wildes Begehren versinkt ...
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Wenn die Welt wie verschollen mich dünkt! ...

(Hermann Conradi, 1862-1890)

Glück

Nun sind vor meines Glückes Stimme alle Sehnsuchtsvögel weggeflogen.
Ich schaue still den Wolken zu, die über meinem Fenster in die Bläue jagen -
Sie locken nicht mehr, mich zu fernen Küsten fortzutragen,
Wie einst, da Sterne, Wind und Sonne wehrlos mich ins Weite zogen.
In deine Liebe bin ich wie in einen Mantel eingeschlagen.
Ich fühle deines Herzens Schlag, der über meinem Herzen zuckt.
Ich steige selig in die Kammer meines Glückes nieder,
Ganz tief in mir, so wie ein Vogel, der ins flaumige Gefieder
Zu sommerdunklem Traum das Köpfchen niederduckt.

(Ernst Stadler, 1883-1914)

Bevor wir so langsam zum neckischen und scherzenden Ende kommen, sei noch ein Blick zu Christian MorgensternChristian Morgenstern empfohlen, bei dem man so innige Verse wie Ich liebe dich, du Seele... oder Hier im Wald mit dir zu liegen... vielleicht nicht erwarten würde. - Wen Georg Heym nicht auf die glorreiche Idee bringen kann, es selber einmal mit dem Dichten zu versuchen, dem liefert er, wie auch abschließend Karl Herloßsohn, zitierbare Reime, um Geliebte garantiert zum Schmunzeln zu bringen.

An meine kleine Freundin

Wer hätte das gedacht!
Das kam wohl über Nacht.
Denn als ich aufgewacht,
Da warst auf einmal du
Mein kleiner Herztyrann.
Sieh doch mal einer an,
Was Amor alles kann.
Schon weiß ich, was ich tu,
Damit du gnädig bist,
Und mich nicht gleich vergisst:
Ich mach dir dies Gedicht.
Ich hoff, es ist so schlicht,
So süß und zart wie du.

(Georg Heym, 1887-1912)

An die Geliebte

Göttin mit dem Rosenmunde,
Mein ganzes Ich ist eine einz'ge Wunde,
Mein Herz ein Apfel, wo der Liebe Made
Sitzt drinnen und zerfrisst es ohne Gnade.

Den Teig deiner Reize knet' ich stets in meinen Sinnen,
Hoch geht er auf, als wäre Hefe drinnen;
Du bist ein Löschpapier, das meine Sinnen trinket,
Du bist ein Teich, worin mein Herz versinket.

Von hartem Pockenholz ist dein Herz gedrechselt,
Meine Seele hast du zu Spreu zerhexelt,
Mein Tränenstrom könnt' einen Fixstern löschen,
Doch kalt bleibst du, wie gesäugt von Fröschen.

Auf deinen Wangen lässt sich's botanisieren,
weil Rosen und Lilien dort florieren,
Und von der Lippen rotem Unterkissen
Hat Amor mich mit seinem Pfeil geschmissen.

Wie den Schneemann sich die Straßenbengel,
So aus Äther webten dich die Engel,
All' ihre Schönheit schenkten sie der Einen,
Dass sie nun selbst wie schwarze Kater scheinen.

Wie Hunde nach dem Hafen lechzen,
Wie Raben nach dem Aase krächzen,
Wie nach dem Blute dürst't der Floh,
Nach deiner Liebe ächz' ich so.

Die Uhren laufen vor Liebesglut schneller,
Das Eis vor Sehnsucht shmilzt in dem Keller,
Vor Liebespein brüllen die Mücken wie Kühe,
Graubärtige Eichen fall'n auf die Knie.

Könnt' ich deine Liebe dadurch erhalten,
Die Erde wollt' ich wie einen Käse spalten,
Ich schlüge die Sonne mit Keulen tot
Und brächte sie dir zum Abendbrot.

Ich kröche zum Schornstein der Welt hinaus,
Ich brächte dir eine Engelslaus,
Ich prügelte dem Mond die Hucke voll
Und würde zuletzt vor Liebe toll.

(Karl Herloßsohn, 1804-1849)

 

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Die umfangreichste mannigfaltigste Sammlung deutscher, aber auch internationaler Liebeslyrik beherbergt Irena Stasch.

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