Kopfgrafik der Gedichte-AnzeigeZur Startseite von Lyrik-Lesezeichen

NikolausgedichteNikolausgedichte

Wer der Weihnachtsmann ist, bleibt eine offene Frage; ebenso, was Nikolaus, Knecht Ruprecht und Christoph mit ihm zu tun haben. Aber diese Nüsse zu knacken soll nicht nötig sein, um die Auswahl leckerer Reime und Sprüche, die dem roten Vollbartheiligen volkstümlich oder von Klassikern gewidmet wurden, aus dem Sack zu lassen.

Zum Einstimmen gibt es zwei im Advent vielgesungene Lieder, die von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und aus dem Volksgut stammen und voll der Vorfreude undzkonkret-kindlichen Erwartungen sind:

Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben,
Trommel, Pfeifen und Gewehr,
Fahn' und Säbel, und noch mehr,
Ja, ein ganzes Kriegesheer
Möcht' ich gerne haben.

Bring' uns lieber Weihnachtsmann,
Bring' auch morgen, bringe
Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Pantherthier,
Roß und Esel, Schaf und Stier,
Lauter schöne Dinge!

Doch du weißt ja unsern Wunsch,
Kennst ja uns're Herzen.
Kinder, Vater und Mama,
Auch sogar der Großpapa,
Alle, alle sind wir da,
Warten dein mit Schmerzen.

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874)

            

Lasst uns froh und munter sein
und uns recht von Herzen freun!
Lustig, lustig, traleralera!
Bald ist Nik'lausabend da,
bald ist Nik'lausabend da!

Dann stell' ich den Teller auf,
Nik'laus legt gewiss was drauf.
Lustig, lustig, traleralera!
Bald ist Nik'lausabend da,
bald ist Nik'lausabend da!

Wenn ich schlaf', dann träume ich:
Jetzt bringt Nik'laus was für mich.
Lustig, lustig, traleralera!
Bald ist Nik'lausabend da,
bald ist Nik'lausabend da!

Wenn ich aufgestanden bin,
lauf' ich schnell zum Teller hin.
Lustig, lustig, traleralera!
Bald ist Nik'lausabend da,
bald ist Nik'lausabend da!

Nik'laus ist ein guter Mann,
dem man nicht genug danken kann.
Lustig, lustig, traleralera!
Bald ist Nik'lausabend da,
bald ist Nik'lausabend da!

(Volksgut)

In dieser traditionellen Auswahl wird aber außer Freude und Bescherung noch der Aspekt offenkundig, dass der Nikolausabend eine Art Gericht für die Jüngsten und Prüfung ihres Wohlverhaltens war. Davon handelt Ferdinand Freiligraths nordisches Kinderlied und weist darauf hin, dass die Rute nicht nur zum Schneefegen taugt. Da die Rolle des Zeigefinger- und Rutenschwingers besonders dem Knecht Ruprecht zufällt, dürfen an dieser Stelle Martin Boelitz und das berühmte Gedicht über ihn von Theodor StormTheodor Storm nicht fehlen.

 

Kinderlied zum 6. Dezember

Weihnacht ist ein schönes Fest,
Schön für Hohe, schön für Niedre!
Keiner, den es traurig läßt,
Wie auch sonst die Welt ihn widre!
Doch beinah' noch größern Spaß
Macht uns jetzt Sankt Nikolas -
Nikolaus, ja, der Biedre!

Niklas ist ein braver Mann,
Herzensgut und mild von Sitten;
Niklas hat ein Renngespann
Und dahinter einen Schlitten.
Hoch im Norden steht sein Haus;
Reiche Gaben teilt er aus,
Wenn die Kinder hübsch ihn bitten.

Spielwerk hat er mancher Art,
Sterne, Bänder, goldne Krippchen!
Streicht ihm freundlich drum den Bart,
Seid drum artig, liebe Bübchen!
Wer ihn recht zu hätscheln weiß,
Eia, kriegt den besten Preis -
Eins von seinen Zuckerpüppchen!

Eia, sind sie doch wie Wachs -
Blond von Haaren, glatt von Wangen!
In den Tiefen seines Sacks
Schmunzelnd hält er sie gefangen,
Putzt sie aus mit Zobelschur,
Und in Juchten, denkt euch nur,
Läßt er ihre Füßchen prangen!

Mit der nächsten Schlittenbahn
Kommt er angerutscht aus Norden;
Offen liegt vor ihm der Plan,
Denn der Pol' ist matt geworden.
Der mit Säbel und mit Spieß
Mürrisch sonst zurück ihn wies,
Kniet jetzt auf der Weichsel Borden.

Und so ist er bald denn da,
Wie auch Elb' und Oder flute!
Kinderchen, seid artig ja,
Denn - auch strafen kann der Gute!
Ja, seid brav, sonst gibt er euch -
Eia, wer erschrickt denn gleich? -
Mein' ich doch ja nur; die - Rute!

Wohl den Kindern weit und breit,
Die den Wackern liebend ehren!
Die zu dieser bösen Zeit
Ganz als Kinder ihm gehören!
Die als Onkel und Papa
Zu dir aufschaun, Nikola -
Ihnen wirst den Sack du leeren!

Drum gebückt euch und geschmiegt,
Recht mit kindlichem Gemüte,
Bis es rings nach Juchten riecht,
Wie im Mai nach Äpfelblüte!
Bis in echtem Zobelhaar
Überall und immerdar
Wir uns freuen seiner Güte!

Weihnacht ist ein schönes Fest,
Schön für Hohe, schön für Niedre!
Keiner, den es traurig läßt,
Wie auch sonst die Welt ihn widre!
Doch den allermeisten Spaß
Macht uns jetzt Sankt Nikolas -
Nikolaus, ja, der Biedre!

(Ferdinand Freiligrath, 1810-1876)

            

Knecht Ruprecht

Draußen weht es bitterkalt,
wer kommt da durch den Winterwald?
Stipp - stapp, stipp - stapp und huckepack -
Knecht Ruprecht ist's mit seinem Sack.
Was ist denn in dem Sack drin?
Äpfel, Mandeln und Rosin'
und schöne Zuckerrosen,
auch Pfeffernüss' fürs gute Kind;
die andern, die nicht artig sind,
die klopft er auf die Hosen.

(Martin Boelitz, 1874-1918)

            

Knecht Ruprecht

Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
Und wie ich so strolche' durch den finstern Tann,
Da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alte und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo's eitel gute Kinder hat."
- "Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:
Denn Apfel, Nuß und Mandelkern
Fressen fromme Kinder gern."
- "Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun spreche, wie ich's hier innen find!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?

(Theodor Storm, 1817-1888)

Wie immer die famose Erscheinung auch heißen oder gewandet sein mag: Mit Gedichtchen und gereimten Sprüchen lässt er sich gern begrüßen und zum Sacköffnen erweichen. Also folgt nun gleich eine Auswahl von Reimstrophen, die sich als "Sesam öffne dich" für die unterschiedlichen Erscheinungen am sechsten Dezember und Feiern in der sonstigen Adventszeit bewährt haben:

 

Lieber guter Weihnachtsmann,
schau mich nicht so böse an,
stecke deine Rute ein,
ich will auch immer artig sein.

(Verfasser unbekannt)

            

Nikolaus, du guter Mann -
Du musst dich sicher plagen,
den schweren Sack zu tragen.
Drum, lieber Nikolaus,
pack ihn doch einfach aus.

(Volksgut)

            

Ach, du lieber Nikolaus,
komm ganz schnell in unser Haus.
Hab so viel an dich gedacht!
Hast mir doch was mitgebracht?

(Volksgut)

            

Niklas ist ein braver Mann.
Bringt den kleinen Kindern was,
die großen lässt er laufen,
die können sich was kaufen.

(Verfasser unbekannt)

            

Knecht Ruprecht, du trägst huckepack
auf deinem Rücken einen Sack.
Sag, sind darin auch Pfefferkuchen?
Die möchte ich schrecklich gern versuchen!

(Volksgut)

            

Holler boller Rumpelsack,
Nikolaus trägt ihn huckepack.
Weihnachtsnüsse gelb und braun,
runzlig punzlig anzuschaun.
Knackt die Schale, springt der Kern
Weihnachtsnüsse ess ich gern.
Komm bald wieder in dies Haus
guter alter Nikolaus.

(Volksgut)

            

Ei du lieber, heil'ger Christ,
komm nur nicht, wenn's finster ist.
Komm im hellen Mondenschein,
wirf mir Nüss' und Äpfel rein!

(aus Sachsen)

            

Lieber, guter Nikolaus,
lösch uns unsre Fünfen aus,
mache lauter Einsen draus,
bist ein braver Nikolaus!

(Verfasser unbekannt)

            

Herr Nikolas, Herr Nikolas,
bring mir zum sechsten Dezember was!
Ich stell des Vaters Schuh vors Fenster,
den meinen fand ich viel zu klein.
Gelt, Nikolaus, du tust was hinein?

(aus Frankfurt)

            

Nikolaus, sei unser Gast,
wenn du was im Sacke hast.
Hast du was, so lass dich nieder,
hast du nichts, so pack dich wieder!

(Volksgut)

Ob so freche Gören wie die letzten Sprücheklopfer zu Nuss und Apfel kommen, ist indes zweifelhaft. Das ist in das Ermessen jenes rätselhaften Gesellen gestellt, der vom Nordpol oder Himmel, mit Rentierkutsche oder durch den Kamin kommt. Otto Julius Bierbaum hilft zum Abschied noch etwas beim Aufknacken der anfänglichen Nuss, wer denn nun der Weihnachtsmann sei.

Christoph, Rupprecht, Nikolaus

Ich kenn drei gute, deutsche Geselln
Mit großen Händen und Beinen schnelln;
Mit dicken Säcken auf breitem Buckel
Stampfen sie eilig durchs Land mit Gehuckel;
Haben Eis im Bart
Und grimmige Art,
Aber Augen gar milde;
Führn Äpfel und Nüsse und Kuchen im Schilde
Und schleppen und schleppen im Huckepack
Himmeltausendschöne Sachen im Sack.

All drei sind früher Heiden gewesen.
Der erst heißt Christoph: Auserlesen
Hat er in einer eisgrimmigen Nacht
Das Christkindel übers Wildwasser gebracht.
Rupprecht der zweite ist genannt:
Der fuhr voreinsten übers Land
Tief nächten in Gespenstergraus
Als Heidengott. Den Nikolaus,
Als wie der dritte ist geheißen,
Tät man als einen Bischof preisen.

Das ist nun all Legend und Mär.
Ich übernehme nicht Gwähr,
Dass just genau es so gewesen.
Habs nicht gesehn, habs nur gelesen.
Auf Schildereien jedermann
Die dreie freilich sehen kann.
Da ist der Rupprecht dick beschneet
Und derb gestiefelt fürder geht.
Drei Äpfel trägt der Nikolaus,
Sieht väterlich und ernsthaft aus.
Und Christophor im langen Bart
Ist heidenmäßig dick behaart,
Hat einen roten Mantel an
Und ist ansonst ein nackter Mann.

Die dreie nun, dass ihr es wisst,
Verehre ich als Mensch und Christ.
Sie sind so lieb und ungeschlacht
Und ganz aus deutschem Mark gemacht.
Mildherzig rauh, kratzhaarig lind,
Des deutschen Gottes Ingesind.

Die guten Knechte, reichen Herrn!
Sie dienen gern und schenken gern,
Wolln keinen Dank, wolln keinen Lohn,
Sind in sich selbst bedanklohnt schon.

Grüß Gott ihr dreie miteinand
Im lieben weiten deutschen Land!
Christoph, Rupprecht, Nikolaus!
Schüttet eure Säcke aus,
Schüttet sie mit Lachen,
Blickt mit hellen Augen drein
Und lasst wohl gesegnet sein
Eure Siebensachen.

(Otto Julius Bierbaum, 1865-1910)

 

Webtipps Nikolausgedichte Nikolausgedichte im Internet

In Gedichte für alle Fälle weihnachtet es sehr, dort findet sich eine breit gestreute Auswahl von Nikolausgedichten und Nikolaussprüchen, weiterhin Texte zum Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht.

Bei Nikolaus.nl gibt's außer Lyrischem einiges zur Historie und Legende dieser Gestalt. Überwiegend kurze Texte präsentiert Nikolausgedichte.

 

Verwandte Themen: Kindergedichte · Religiöse Gedichte · Weihnachtsgedichte · Weihnachtslieder

Alle Themen: Startseite

 
Fussgrafik der Gedichte-Anzeige